Gedanken zum Sonntag Judika

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Gott schaffe mir Recht", das bedeutet der Name des heutigen Sonntags Judika.
Im Predigttext werden wir mit dem Leiden Hiobs konfrontiert und mit den Fragen, die das Leid aufwirft. Warum lässt Gott das zu? Wer ist schuld? Warum widerfährt guten Menschen Böses? Kann und muss ich in allem einen Sinn erkennen?
 
Das Hiob-Buch gibt den Fragen Raum. Und es hält allen, die sich mit dem Leiden anderer konfrontiert sehen, einen Spiegel vor. Können wir fremdes Leid mittragen? Schaffen wir es, an ihrer Seite zu bleiben und die Fragen mit auszuhalten? Oder mogeln wir uns davon, flüchten in Antworten und Erklärungsversuche wie die Freunde Hiobs, die zwar neben ihm sitzen und doch meilenweit entfernt sind, weil sie das Dunkle, die Verzweiflung über das Schweigen Gottes, den Zorn Hiobs auf Gott beschwichtigen wollen.
 
Die Geschichte Hiobs rückt unser Gottesbild zurecht. Gott ist der Liebende, der Nahe. Und er ist der Ferne und Unverstehbare. Die Klage, das Zweifeln, das Aufbegehren, die Wut haben auch ihre Berechtigung. Wir müssen das nicht abspalten von uns, weil wir auf dem Weg des Glaubens sind.
"Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich werde ihn sehen". Mitten in der Klage Hiobs fällt dieser Satz. Trotzige Gewissheit und Hoffnung: Der Fremde ist zugleich der Nahe. Der unverstehbare Gott ist der, der ihm Recht schaffen, alles Rätselhafte lösen und ihn frei machen wird.
 
Nehmen wir diesen Satz mit in die neue Woche: "Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt." Als Bekenntnis und als inneren Anker, an dem wir uns festmachen können in allem, was uns in dieser Woche begegnet.
 
Eine gesegnete Woche!
Ihre Dekanin
Kerstin Baderschneider